Aktuell

- Arbeitsmarkt, Wirtschaft - Pierre-Gabriel Bieri

Begeisternde Berufsbildung an den Weltmeisterschaften

Begeisternde-Berufsbildung-an-den-Weltmeisterschaften. Im Bild einen Teil des National-Teams beim Auftritt an den WorldSkills in Lyon 2024.

Begeisternde Berufsbildung an den Weltmeisterschaften. Auf allen Ebenen werden grosse Anstrengungen unternommen, um die Berufsbildung und die vielfältigen und interessanten Karrierewege, die damit verbunden sind, zu fördern. Diese Arbeit ist notwendiger denn je, um der Stagnation oder gar dem Rückgang der Lehrlingszahlen entgegenzuwirken.

Wettbewerbe in der Schweiz, Europa und auf globaler Ebene

Die 47. Weltmeisterschaften der Berufe – die WorldSkills – fanden vom 11. bis 14. September in Lyon statt. Das Schweizer Team bestand aus fünfundvierzig Lernenden in einundvierzig Disziplinen. Sie gewannen fünfzehn Medaillen – sieben Gold-, sieben Silber- und eine Bronzemedaille. Damit holte die Schweiz im europäischen Vergleich Gold und global gesehen Bronze.

Diese WorldSkills-Wettbewerbe ergänzen die EuroSkills, die alle zwei Jahre stattfinden (die letzte Ausgabe fand 2023 in Gdańsk statt. Für 2029 ist Genf als Austragungsort geplant), und natürlich die SwissSkills-Meisterschaften, die seit 2014 in der Schweiz stattfinden und deren nächste Ausgabe 2025 erfolgt. Die WorldSkills-Weltmeisterschaften haben ihren Ursprung in der unmittelbaren Nachkriegszeit, als Europa dringend qualifizierte Arbeitskräfte brauchte.

Diese verschiedenen Wettbewerbe drücken den Willen aus, der Berufslehre Sichtbarkeit und Wert zu verleihen. Die drei Ziele der SwissSkills bestehen darin, die Exzellenz in der beruflichen Tätigkeit zu fördern, den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, Berufe zu entdecken, und drittens das Image und den Ruf der Berufslehre in der Schweiz zu stärken. Dieses Ziel soll mit Hilfe der Betonung der Einzigartigkeit des dualen Berufsbildungssystems und der Karrierechancen, die mit diesem Weg verbunden sind, erreicht werden. Zu den Werbeaktionen für die Berufslehre gehören auch die lokal organisierten Berufsmessen – wie diejenige, die diese Woche in Lausanne stattfindet und Jugendliche ab 14-15 Jahren zusammen mit ihren Eltern dazu einlädt, zahlreiche Berufe auf lebendige Weise zu erfahren.

Auf die Arbeitsbedingungen der Lehrlinge achten

Die Bilanz der Bemühungen von Arbeitgebern, Berufsverbänden und Behörden zur Aufwertung der Berufsbildung, ist in einer Gesellschaft, die akademische Karrieren nach wie vor idealisiert, schlecht. Während die Schülerzahlen in der Berufsbildung bis 2011/2012 noch anstiegen, sind sie seither rückläufig oder stagnieren sogar, während die Schülerzahlen in der akademischen Ausbildung schnell wachsen. Für viele Berufe sind die Aussichten auf Nachwuchs mehr als ein Grund zur Sorge.

Diese Situation macht verstärkte Anstrengungen notwendig. Besondere Aufmerksamkeit gilt aktuell den Arbeitsbedingungen der Auszubildenden und den Möglichkeiten zu deren Verbesserung. Das Ziel muss die Steigerung der Attraktivität der Ausbildung sein. Ein wichtiges Mittel dafür sind die Löhne. Sie werden manchmal in einem Branchentarifvertrag festgelegt oder basieren auf Empfehlungen der Branche; dem Spielraum für höhere Löhne sind aber Grenzen gesetzt, will man das insgesamt ausgewogene Kosten-Nutzen-Verhältnis für die ausbildenden Unternehmen nicht aus der Balance bringen. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass der Lohn während der Ausbildung kein entscheidender Attraktivitätsfaktor ist, zumindest nicht in dem Masse wie es die Bedingungen sind, die der Beruf nach der Ausbildung bietet. Neben dem Gehalt ist ein weiterer sensibler Punkt für Auszubildende der Ferienanspruch, der mit dem Eintritt ins Berufsleben drastisch sinkt; einige Berufe planen beispielsweise eine schrittweise Reduzierung der Anzahl der Ferientage. Schliesslich geht es auch darum, die Ausbildung und Motivation der betrieblichen Ausbilder zu verbessern. In jedem dieser Bereiche sind die Verbände gefordert, darüber nachzudenken wie die Attraktivität der Lehrlingsausbildung gesteigert werden kann und wie entsprechende Lösungen aussehen könnten.

Höhere Berufsausbildungen aufwerten

Um die Berufsbildung in ihrer Attraktivität zu fördern, muss auch auf das Angebot an höheren Ausbildungen hingewiesen werden: die Berufsprüfung, die zu einem eidgenössischen Fachausweis führt, und die höhere Fachprüfung, die ein eidgenössisches Diplom mit sich bringt. Diese höheren Bildungsgänge sind wichtig, um klarzumachen, dass die Berufslehre keineswegs eine Sackgasse ist, sondern der Weg zu vielfältigen und attraktiven Karrieren ist.

Auch in dieser Hinsicht werden Anstrengungen unternommen, um die Attraktivität der Hochschulbildung zu steigern. Kürzlich wurden Vorschläge zur Anpassung des Berufsbildungsgesetzes (BBG) und seiner Verordnung in die Vernehmlassung geschickt. Sie zielen darauf ab, die erworbenen Titel durch die zusätzlichen Bezeichnungen (die einfache Zusätze bleiben werden) „professional bachelor“ und „professional master“ aufzuwerten. Diese Titelzusätze, die unglücklicherweise die Verwechslungsgefahr mit akademischen Abschlüssen mit sich bringen, stützen sich in positiver Hinsicht auf einen breiten Konsens und verdeutlichen, dass der entsprechende Abschluss der Tertiärstufe zuzuordnen ist. Darüber hinaus ist vorgesehen, dass Branchen Prüfungen in englischer Sprache anbieten können – zusätzlich zu den Prüfungen in den einzelnen Amtssprachen. Diese Möglichkeit kann in technischen oder international ausgerichteten Branchen sinnvoll sein. Sie betont auch die Vielfalt und die Qualität der beruflichen Möglichkeiten, die eine Berufsbildung beinhaltet.

Weiterführende Informationen zu SwissSkills: Wir fördern junge Berufstalente und machen sie mittels Berufswettbewerben sichtbar.



Pierre-Gabriel Bieri,
Responsable politique institutions et sécurité

Teilen :