- Altersvorsorge, Arbeitsmarkt, Parlament, Politik, Wirtschaft - Pierre-Gabriel Bieri
Altersvorsorge: unser aktualisierter Reform-Vorschlag

Altersvorsorge: unser aktualisierter Reform-Vorschlag. Centre Patronal veröffentlicht eine überarbeitete Auflage seines Vorsorgemodells. Die detaillierten Vorschläge, die wir formulieren, basieren auf unserem praktischen Wissen über die Sozialversicherungen, werden aber auch durch die akademische Forschung gestützt und wurden einer öffentlichen Umfrage unterzogen. Sie zielen darauf ab, die erste Säule durch gerecht verteilte Lasten nachhaltig zu sanieren, aber auch die zweite Säule gezielt zu stärken, indem ihre Zugänglichkeit erweitert wird.
Neue Ansätze, um politische Blockaden zu überwinden
Seit dem Scheitern der Reform „Altersvorsorge 2020“ im Jahr 2017 denkt Centre Patronal über neue Lösungen nach, um die Finanzierung der AHV nachhaltig zu sichern und die gesamte Altersvorsorge weiterzuentwickeln sowie die politischen Blockaden zu überwinden, an denen die bisherigen Projekte zerschellten. Ziel ist es, Ansätze zu finden, die nicht nur im Parlament, sondern auch bei einer Volksabstimmung mehrheitsfähig sind.
Von Anfang an konzentrierten sich diese Überlegungen auf die Abschaffung des Referenzalters für den Rentenbezug, welches Ängste und Widerstände hervorruft, und seine Ablösung durch einen Rentenanspruch, der sich nach der Anzahl der Beitragsjahre richtet. Diese Grundidee wurde anlässlich zahlreicher Gelegenheiten vorgestellt, danach auf der Grundlage von Forschungsarbeiten eines Universitätsinstituts konsolidiert, und 2020 wurde ein erster Entwurf des Modells veröffentlicht.
Seitdem sind mehrere Neuerungen eingetreten. Die demografischen und finanziellen Prognosen des Bundes wurden aktualisiert und teilweise korrigiert. Die erste Säule hat dank der Reformen STAF und AHV 21 eine finanzielle Atempause von rund zehn Jahren erhalten. Diese Atempause wurde jedoch durch den Volksentscheid für eine 13. AHV-Rente verkürzt, wodurch sich der Finanzierungsbedarf beschleunigt. Auf der Seite der zweiten Säule scheiterte die Vorlage BVG 21 in der Volksabstimmung.
Um diesen neuen Umständen Rechnung zu tragen und weil eine nachhaltige Reform der Altersvorsorge noch aussteht, hat Centre Patronal beschlossen, seine Vorschläge zu aktualisieren. So wurde am 28. Februar 2025 ein neues Modell veröffentlicht, das sich auf aktualisierte Reflexionen, neue Berechnungen von zwei Experten der Universität Luzern und eine neue Meinungsumfrage des Instituts Sotomo stützt.
Sanierung der AHV durch Verteilen der Lasten
Der wichtigste Vorschlag lautet also: Das Recht auf eine volle Rente soll nicht mehr „im Alter von 65 Jahren“, sondern „nach 44 Beitragsjahren“ erworben werden. Es sei daran erinnert, dass ein Mindestbeitrag an die AHV ab dem Alter von 21 Jahren obligatorisch ist, auch wenn man nicht erwerbstätig ist; das bedeutet, dass Personen, die später zu arbeiten beginnen, ihre 44 Beitragsjahre auf jeden Fall im Alter von 65 Jahren erreicht haben werden, wie es heute der Fall ist. Jugendliche, die bereits mit 17 oder 18 Jahren einer geregelten Arbeit nachgehen, werden hingegen bereits mit 61 oder 62 Jahren in Rente gehen.
Es ist klar, dass diese Massnahme allein die Finanzen der AHV nicht sanieren wird (denn das ist die wichtigste und dringendste Herausforderung). Aber sie wird dazu beitragen, die Frage der Dauer des Arbeitslebens zu entschärfen, die einen der Hebel darstellt, auf den man Einfluss nehmen kann. Wenn man heute vorschlägt, ein Jahr länger zu arbeiten, bedeutet dies die Rente mit 66 für alle; mit dem oben beschriebenen Modell würde dies jedoch eine Rente nach 45 Beitragsjahren bedeuten, d.h. mit 66 für diejenigen, die ihre Karriere spät begonnen haben (z.B. nach einem Universitätsstudium), und mit 62 oder 63 für diejenigen, die schon in jungen Jahren gearbeitet haben (oft in körperlich anstrengenderen Berufen).
Die finanzielle Sanierung der AHV kann sodann durch eine gleichmässige Verteilung der Lasten auf drei Bereiche erreicht werden: eine Erhöhung der Mehrwertsteuer (+0,5 Prozentpunkte gemäss dem für den Zeithorizont 2040 bevorzugten Szenario), eine Erhöhung der Lohnbeiträge (+0,4 Prozentpunkte) und eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit (+11 Monate). Die Publikation von Centre Patronal zeigt weitere mögliche Aufteilungen auf, wobei das Abwägen der einzelnen Anstrengungen in die politische Zuständigkeit fällt.
„Das vorgeschlagene Modell beruht auf der Überzeugung, dass die Altersvorsorge eine nachhaltige Finanzierung benötigt, die auf einer gerechten und sozialverträglichen Lastenverteilung beruht.“
Die 2. Säule zugänglicher machen und das Sparen stärken
Bei der zweiten Säule ist der Reformbedarf weniger dringlich, da die Pensionskassen aufgrund ihres Handlungsspielraums bereits in der Lage sind, sich an die Verlängerung der Rentenzeit anzupassen. Dazu müssen sie jedoch vom BVG-Mindestplan abweichen (dieser definiert ein Schattenkapital, auf das der gesetzliche Umwandlungssatz von 6,8% angewendet wird). Es scheint nun notwendig, diesen Mindestplan neu zu definieren, indem der Umwandlungssatz (der technisch an die Lebenserwartung gekoppelt ist) gesenkt und gleichzeitig das Vorsorgesparen erhöht wird. Der neue Mindestvorsorgeplan wird unweigerlich höhere Beiträge von Arbeitgebern und Arbeitnehmenden erfordern, um bessere Renten zu finanzieren, die länger gezahlt werden. Er muss sorgfältig nach Alter und Lohnniveau ausgerichtet werden, um den Nettolohn von Geringverdienenden nicht übermässig zu schwächen, während die Vorsorge derjenigen, die nahe am Medianlohn liegen (die heute unter unzureichenden Renten leiden), gestärkt wird und ältere Arbeitssuchende nicht benachteiligt werden.
Die konkreten Vorschläge von Centre Patronal in diesem Bereich zielen darauf ab, das Rentenniveau und damit das Vertrauen in die zweite Säule zu verbessern, aber auch Kategorien von Arbeitnehmenden einzubeziehen, die immer verbreiteter sind und bei denen ein Bedarf an einer soliden Vorsorge besteht, nämlich Teilzeitbeschäftigte, Mehrfachbeschäftigte sowie Selbstständige.
Das Modell, das der Wirtschaft als auch der Politik vorgeschlagen wird, beruht in seiner Gesamtheit auf der Überzeugung, dass die Altersvorsorge nachhaltig finanziert werden muss (unter Verzicht auf ein Flickwerk, das die Schwierigkeiten nur auf die lange Bank schiebt), und dass diese Finanzierung auf einer gerechten und sozialverträglichen Lastenverteilung beruhen muss. Das Streben nach Gerechtigkeit stützt sich in diesem Fall auf Daten, die von den Experten der Universität Luzern geliefert wurden. Die soziale Akzeptanz zeigt sich in den ermutigenden Ergebnissen der Meinungsumfrage.
Publikationen 2025 “Altersvorsorge: unser aktualisierter Reform-Vorschlag“:
Das Modell der Altersvorsorge von Centre Patronal:
Studie Dr. Patrick Eugster; Prof. Dr. Christoph A. Schaltegger IWP:
Studie Dr. Simon Stückelberger; Michael Hermann, Politikwissenschaftler Sotomo: