- Bern - Pierre-Gabriel Bieri
Soziale Unternehmensverantwortung: ein aktuelles und nachhaltiges Thema
Die führenden Wirtschaftsorganisationen in der Romandie veröffentlichen einen neuen Leitfaden zur Praxis der sozialen Unternehmensverantwortung. Es gibt dazu zahlreiche vielfältige Praktiken, die keinen Eingriff von politischer oder staatlicher Seite erfordern. Vorausgesetzt ist das Wissen um diese Verantwortung.
Soziale Unternehmensverantwortung muss wirtschaftsverträglich sein
Des entreprises plus fortes – Guide pratique de responsabilité sociale et environnementale (Stärkere Unternehmen – Ein praktischer Leitfaden zur Unternehmensverantwortung unter Berücksichtigung des Umweltschutzes und der Menschenrechte). Der Leitfaden ist diesen Monat vom Centre Patronal und von der Fédération des entreprises romandes – Genève (dem Verband der Westschweizer Unternehmen – Genf) in französischer Sprache veröffentlicht worden. Die Schwerpunkte dieses neuen Sammelwerks für die Unternehmen sind Arbeit, Mobilität und Energie. Im Fokus stehen aktuelle Themen wie Homeoffice, ökologischer Fussabdruck und Kreislaufwirtschaft, aber auch die Dauerbrenner wie Lehrlingswesen, Teamgeist oder Unternehmensnachfolge.
Dieser „praktische Leitfaden“ ist die Neuausgabe einer Publikation, die vor 11 Jahren von den gleichen Herausgebern mit identischen Themen zum ersten Mal veröffentlicht wurde. Die Neuausgabe ist dem steten Wandel in der Gesellschaft geschuldet: eine Gesellschaft, die mit immer drängenderen und widersprüchlicheren Initiativen seit 10 Jahren auf die Wirtschaft moralisch Einfluss zu nehmen versucht. Vor diesem Hintergrund tat eine Aktualisierung Not, die auf diese Herausforderung mit praktischen Ratschlägen aus dem Erfahrungsschatz verschiedener Unternehmen antwortet.
Das Engagement für diese Publikation stammt von den örtlich ansässigen wirtschaftlichen Akteuren, die vom Willen getragen sind, ihre Rolle als Unternehmer in der Gesellschaft mit Verantwortung auszuüben. Gleichzeitig sind sich diese Unternehmer bewusst, dass die Kehrseite der Medaille «soziale Unternehmensverantwortung» die Betriebswirtschaft ist. Ein verantwortungsvolles Unternehmen braucht Kapital und Arbeiter, um Profit zu erwirtschaften, Dividenden auszuschütten und Gewinne zu investieren. Nicht alles, was von den Unternehmern an Verantwortung verlangt wird, rechnet sich. Am Ende des Tages hat auch die Gesellschaft einen Anspruch darauf, dass sie einen Anteil am unternehmerischen Erfolgt bekommt. Ein Anteil, der grösstenteils finanzieller Art ist: Löhne für die Angestellten und Steuern für das Gemeinwesen.
Verantwortung ist facettenreich
Soziale Unternehmensverantwortung erfordert den Spagat zwischen Betriebswirtschaft und dem Willen, innerhalb der Gesellschaft eine positive Rolle auszuüben. Ist das aussergewöhnlich? Überhaupt nicht! Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Reduktion des Energieverbrauchs oder Dienstleistungen an das Gemeinwesen: Fakt ist, dass sich die meisten Unternehmen in diesen Bereichen engagieren und mehr als nur das vorgeschriebene Minimum tun. Auch wenn uns diese Themen als erstes einfallen, gibt es noch andere Bereiche, wo wir uns über das Engagement unserer Unternehmen freuen können: beispielsweise in der Arbeit für die Berufsverbände, beim Einsatz für die Wahrung gemeinsamer Brancheninteressen oder im Lehrlingswesen.
Die soziale Unternehmensverantwortung kann sich mannigfaltig präsentieren. Wichtig ist, sich als Firma konstant die Frage nach der Qualität seiner Beziehung zu seinen Angestellten, Kunden, Lieferanten, Unterlieferanten und zum Gemeinwesen zu stellen. Jede Handlung der Firma wirkt sich auf die Entwicklung dieser Beziehung aus. Die Firma muss sich dessen bewusst sein.
Klappern gehört zum Handwerk
Wichtig ist, dass die Firma kommuniziert, was sie unter Unternehmensverantwortung versteht und wie sie entsprechend diesem Verständnis handelt. In der heutigen Zeit gilt das grösste Augenmerk dem Ruf und dem Image einer Firma, das sie in der Öffentlichkeit abgibt. Unter diesen Umständen ist es mit „Tue Gutes und sprich davon“ nicht getan. Alle, die in oder mit der Firma arbeiten, müssen diese Verantwortung des Unternehmens kennen. Werden Aktionen im Bereich der Unternehmensverantwortung kommuniziert, gibt das zusätzlich dem einen oder anderen Unternehmen einen Anreiz, einen ähnlichen Weg einzuschlagen. Werden gute Praktiken untereinander geteilt, verbreiten sie sich.
Schliesslich hilft die Kommunikation über die soziale Verantwortung der Unternehmen auch, den Forderungen der Gegner der freien Marktwirtschaft nach immer strengeren politischen Massnahmen und Gesetzen Paroli zu bieten. Gesetze sind dazu da, um schädliches Verhalten zu sanktionieren und nicht um gutes Verhalten zu erzwingen, aber: rücksichtslose Unternehmen sind die Ausnahme, nicht die Regel.