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- Bern - Philip Kristensen

Luftfahrt: Trotz herausragender wirtschaftlicher Bedeutung am Pranger

Luftfahrt

Nicht wenige Politiker träumen von autoritären Formen des Verbots, der Vorschrift, des Verzichts und der zentralen Lenkung, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Richtig ist, dass Fluggesellschaften gestützt auf das Verursacherprinzip für ihre CO2-Emissionen bezahlen müssen. In die Gesamtbetrachtung einfliessen muss aber auch die eminente Bedeutung, welche die Zivilluftfahrt für die schweizerische Volkswirtschaft hat.

Wirtschaftliche Bedeutung nicht aussen vor lassen

Die Zivilluftfahrt ist für den Wirtschaftsstandort Schweiz von herausragender Bedeutung. Sie stellt die Anbindung der Schweiz an Europa und die Welt sicher. Mit einer Wirtschaftsleistung von nahezu 33 Milliarden Franken (direkte und indirekte Effekte) und über 190‘000 Beschäftigten trägt sie wesentlich zum Wohlstand der Schweiz bei. In keinem anderen Land der Welt sind mehr internationale Organisationen eingetragen. 53% des BIP der Schweiz entsteht durch Exportgeschäfte und über 10‘000 multinationale Unternehmen sind hierzulande niedergelassen. Jeder dritte Tourist reist mit dem Flugzeug in unser Land. Knapp 54 % des Aussenhandelsverkehrs (nach Warenwert) wird über die Luftfracht exportiert. Ohne die Klimaschädlichkeit des Luftverkehrs zu leugnen: Diese für die schweizerische Volkswirtschaft eminent wichtigen Faktoren sollen in die aktuelle politische Debatte einfliessen.

Gemäss den Zahlen der Internationalen Energieagentur (IEA) aus dem Jahr 2018 beträgt der Anteil der CO2-Emissionen der Luftfahrt am weltweiten CO2-Ausstoss rund 2,8 Prozent. Im Vergleich dazu verursacht der Strassenverkehr rund 18% und die Hochseeschiffart rund 3% der globalen CO2 Emissionen. 

Zwar sinkt der Spritverbrauch der Maschinen; seit den 90er Jahren ist mit massiven Investitionen in die Flugzeugflotten erreicht worden, dass die CO2-Emissionen pro Flug um 43% gesunken sind. Diese Erfolge werden aber aufgefressen, weil immer mehr Menschen mit dem Flugzeug reisen. Nicht zuletzt das stetig wachsende Angebot an Billigflügen trägt erheblich dazu bei. Die Einwohner der Schweiz fliegen besonders fleissig: Gemäss den Zahlen aus dem Mikrozensus Mobilität und Verkehr des Bundesamtes für Statistik von 2015 fliegen sie im Schnitt 9‘000 Kilometer pro Person und Jahr. Das sind 57% mehr als 2010. Trotz der Klimastreiks und Greta-Effekt: Fluggesellschaften und Flughäfen verzeichnen auch 2019 einen Zuwachs an Passagieren.

Das ruft die Politik auf den Plan: Nicht wenige Politiker träumen von autoritären Formen des Verbots, der Vorschrift, des Verzichts und der zentralen Lenkung, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Der Luftfahrt drohen Lenkungsabgaben auf Flugtickets oder die Beschränkung von Flughafenkapazitäten. 

Die Branche hat Lösungsansätze 

Experten schätzen, dass sich in den kommenden beiden Jahrzehnten die Zahl der Passagiere weltweit noch einmal verdoppeln wird. Angesichts dieses Wachstums ist es eine Zukunftsfrage, wie der Luftverkehr global CO2-neutral organisiert werden kann. Der erste Schritt in diese Richtung wurde gemacht: Mit dem globalen Instrument CORSIA (Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation) soll das Wachstum der internationalen Luftfahrt ab 2020 CO2-neutral erfolgen. Erreicht wird dies, indem die Fluggesellschaften weltweit CO2-senkende Klimaschutzprojekte finanzieren, um die Emissionen aus dem Luftverkehr zu kompensieren.

Mit der Revision des CO2-Gesetzes ist vorgesehen, dass die Schweizer Luftfahrt am Emissionshandelssystem der Europäischen Union (EU-ETS) teilnimmt. Der Emissionshandel ist auf innereuropäische Flüge beschränkt.

Zudem investiert die Luftfahrt in neue Technologien und neue energieeffiziente Flugzeuge, um CO2-Emissionen zu senken. Jede neue Flugzeuggeneration verbrennt 25% weniger Kerosin und verringert dadurch seine CO2-Emissionen. Das Geld für diese Investitionen muss aber zuerst erwirtschaftet werden. Zusätzliche Abgaben helfen da nicht und schwächen die Investitionskraft. Die wichtigste Zukunftsperspektive für die Luftfahrt liegt in der Entwicklung eines alternativen Treibstoffes, der durch regenerative Energie erzeugt wird. Das ist der sogenannte Power to Liquid (PTL)-Treibstoff. Ein solcher Treibstoff könnte heute schon Kerosin einfach ersetzen und in heutigen Flugzeugen eingesetzt werden. Einziger Haken: Er ist heute rund 10mal teurer als herkömmliches Kerosin.

Schliesslich müssen die national organisierten Flugsicherungen endlich modernisiert werden. Sämtliche Passagierflugzeuge in Europa fliegen aufgrund nationaler Egoismen Umwege und verbrauchen völlig unnötig rund 10% mehr Kerosin.

Keine nationalen Alleingänge

Luftfahrt ist ein globales Geschäft. Trifft die Schweiz nationale Massnahmen, profitieren davon die neuen Flughäfen in der Türkei und das Drehkreuz in Dubai, ohne weltweite Senkung des CO2-Ausstosses. Ein Beispiel: Angenommen die Schweiz führt eine Ticketabgabe abgestuft nach Distanz ein. Ein Direktflug von Zürich nach Schanghai wird mit zusätzlich 120 Franken belastet. Ökonomisch macht es nun Sinn, via Istanbul nach Shanghai zu fliegen, da so nur die Abgabe auf der Kurzstrecke anfällt. Auf diese Weise wird Umwegverkehr generiert, der zusätzliche Starts und Landungen notwendig macht. Das macht ökologisch keinen Sinn!

Die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate oder die USA erheben alle keine CO2-Abgaben und würden Passagiere von uns abziehen. Den Schaden tragen würden die europäischen Fluggesellschaften und Volkswirtschaften.



Philip Kristensen,
Verbandsmanager

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